Montag
01.10.2012
Zug nach Prag über Regensburg fährt um 09:01 von
Gleis 23. Ich fahre genau in die richtige Richtung.
In München ist mal wieder Wies'n Zeit. Die ankommenden
Züge spucken massenweise Volk aus und alle haben nur
ein Ziel, zur größten Gaudi der Welt, das Münchner Oktoberfest,
nichts wie weg hier. In Regensburg will ich mir erstmal
etwas anschauen bevor ich mich auf die Regental Tour
mache. Am Bahnhof frage ich gleich mal mein Navi was
er mir für Sehenswürdigkeiten empfiehlt. Du meine Güte!
Eine ganze Litanei erscheint auf dem Bildschirm. Ich
nehme erstmal das Naheliegende. Römermauer 0,5 km. Und
Los. Ich komme in eine Fussgängerzone mit lauter schicken
Läden. Ziel erreicht. Ja wo ist sie denn? Absteigen.
Ein Stück vor gehen, nichts. Etwas zurück, nichts. Links
die Gasse rein. Tatsächlich, neben einen modernen Restaurant
sehe ich auf Tiefgaragenniveau ein paar Mauerreste.
Wahrscheinlich wurden diese beim Bau einer Tiefgarage
endeckt.
Ok, jetzt will aber was größeres sehen. Den
St. Peter Dom, und Los. Während ich so gemütlich dahinradle
und dann auch wieder mal schiebe fragt mich ein Einheimischer
was ich denn Suche. "Denn Dom" sage ich. "Der
ist da hinten" sagt er und deutet über meinen Kopf.
"Und wenn Sie noch zur steinernen Brücke wollen,
da vorne rechts und zur Donau runter. Danke, sage ich.
Es gönnt mir halt keiner mein Navi Spielzeug. Also gut.
Navi aus und Dom anschauen. Eine imposante Kirche mit
vielen Figuren und Verzierungen. Über 100 Meter hoch
die Türme. Ich setze mich auf den Domplatz und mampfe
meine Brotzeit die mir meine liebe Frau eingepackt hat.
Eine Reisegruppe nach der anderen wird auf englisch
über die Geschichte des St.Peters informiert.
Dann rolle
ich runter zur steinernen Brücke. Die älteste noch intakte
Steinbrücke Deutschlands. Nachdem ich genug Fotos gemacht
habe breche ich auf Richtung Regentalradweg.
Es geht
ein Stück an der Donau entlang dann nach Norden direkt
neben der Regen. Anfangs läuft der Radweg auf ca. 5
km direkt neben der Autobahn danach wird es ruhiger.
Die Beschilderung ist hervorragend ich habe keine Probleme
den Verlauf zu folgen. Die Regen fließt ruhig durch
eine von Wiesen und Acker geprägte Landschaft. Die Uferbereiche
sind meist ein paar Meter breit Naturbelassen. Es finden
sich immer wieder Altwasser Flächen mit dichten Uferbewuchs.
Ganz langsam radle ich dahin, ab und zu fahre ich einen
kleinen Pfad zum Ufer und spähe über das Wasser auf
der Suche nach Fotomotiven. Der Fahrradweg Belag ist
sehr gut, bis jetzt durchgehend Teer ab und zu fahre
ich auf der Straße aber sehr wenig Verkehr. Es geht
über Marienthal Richtung Nittenau. An einigen Stellen,
wenn die Straße etwas ansteigt, wird der Blick frei,
weit nach vorne über das Tal. Zu beiden Seiten der Regen
steigen sanft bewaldete Hänge hoch die jetzt schon die
ersten Herbstfarben im silbernen Fluß wiederspiegeln.
Bevor es dunkel wird muß ich ein Nachlager finden, und
zu essen brauche ich auch noch was. In Nittenau kaufe
ich mir beim Imbiss Stand ein halbes Hendl und eine
Riesen Brezl. Ich muß jetzt wieder an die Wiesn denken,
da kosten die Brezen 5 Euro und ein halbes Hendl gibts
nicht unter 8 Euro. Zum Vergleich, hier kostet Brezn
1.50 und Hendl 2.50 Euro. Auf dem Stadtplan am Straßenrand
sehe ich einen Zeltplatz verzeichnet. Da fahre ich mal
hin. Dort angekommen ist erstmal alles verschlossen.
Doch ich habe Glück. Ein Angestellter sperrt mir auf,
gibt mir einen Schlüssel für das Tor und zeigt mir wo
ich mein Zelt aufstellen kann. Das lief ja wie geschmiert.
So kann es weiter gehen.
Tages km: 54 km abzüglich 10 km zum Hbf München.
Dienstag 02.10.2012
Vor 8 Uhr aufstehen ist nicht drin, da wird es nämlich
gerade hell. Ich packe gemütlich zusammen und bezahle
den Platz. Dann fahre ich nach Nittenau suche mir ein
Cafe und frühstücke ausgiebig. Genau so gemütlich wandere
ich anschließend mit dem Rad weiter die Regen flußaufwärts.
Die Sonne scheint auch immer wieder durch die Wolken,
könnte wieder ein perfekter Radwandertag werden. Schön
ist er schon der Regentalradwanderweg. Es geht fast
ohne Steigung dahin. Ich nutze viele Gelegenheiten um
auf einer der zahlreichen Rastbänke die Stille zu genießen
immer mit Blick auf den Fluß. In Reichenbach will ich
mir die Klosteranlage oben auf dem Berg anschauen, komme
aber nicht ganz rauf da der Weg plötzlich bei der Burgmauer
aufhört. Habe aber trotzdem eine schöne Aussicht von
da oben. Die Landschaft ist mehr Agrar als Naturlandschaft
und die Bauern sind gerade emsig am Heu einfahren. Muß
wohl jetzt schnell gehen bevor es regnet.
Vor Roding
durchquere ich das Naturschutzgebiet Regenauen. Sehr
schön durch Eichenwälder. Wenn ich still im Wald sitze
höre ich überall die Eicheln runterkrachen, da erschrickt
man gleich, einmal ist mir eine direkt auf den Helm
drauf, na für was hat man den einen.
Dann kommt ganz
unerwartet doch noch eine ordentliche Steigung auf die
Mariabrunner Walfahrtskirche rauf. Nach Roding läuft
die Strecke direkt neben einer vielbefahrenen Landstraße
die teilweise eine Schnellstraße ist.
Der Radweg ist
selbst eine Straße ich vermute das war mal die alte
Landstraße. Somit habe ich jetzt eine Straße für mich
alleine. Doch nach ein paar km versperrt eine Baustelle
die weiterfahrt. Ich stehe etwas ratlos da. Dann sehe
ich auf der anderen Straßenseite eine Frau, ebenfalls
mit dem Fahrrad gestikulieren und rufen. Ich kann sie
aber nicht verstehen, der Verkehr ist wirklich übel.
Ein Lkw nach dem anderen und dazu viele Pkw. Kurzerhand
laufe ich mitsamt Rad in Blitzgeschwindigkeit quasi
durch den Verkehrsstrom. "Wo er den hin will"
fragt die Frau. Das habe ich schon lange nicht mehr
erlebt. Die dritte Person. Meine Oma hat das auch immer
so gemacht wenn sie Fremde ansprach. "Nach Cham"
sage ich. "Ja da muß er jetzt da rauf bis zur Brücke
dann links und gleich wieder rechts" erklärt sie
mir. Ich bedanke mich und ziehe weiter. Es wird jetzt
wieder Zeit mich nach dem nächsten Nachtlager umzuschauen.
Das Navi gibt nichts her so bleibe ich beim nächsten
Infoschild stehen die hier überall angebracht sind und
suche nach einem Zeltplatz. Nicht lange da spricht mich
ein Herr an der gerade mit Frau vorbeispaziert. "Konne
heifa" fragt er. "An Zäitbloz dade suacha"
antworte ich. "Ja do miasns noch Cham" sagt
er und erklärt mir den Weg, so wie es hier üblich dreimal,
damit ich es auch sicher verstanden habe. Gebonkt, denke
ich. Zur Sicherheit kaufe ich in einem Kramerladen noch
eine Brotzeit falls danach kein Laden mehr kommt. In
Cham kann ich den beschriebenen Platz zwar finden aber
zu meiner Enttäuschung gibt es da keinen Zeltplatz.
Also fahre ich weiter. Lange zu fahren habe ich heute
keine Lust mehr, so spähe ich die Umgebung nach einen
geeigneten Wildcamp Platz aus. Ca. 6 km nach Cham sehe
ich direkt am Ufer eines Seitenarms der Regen einen
kleinen Pfad im Ufergebüsch. Um dahin zu gelangen muß
ich eine bereits gemähte Wiese überqueren und auf einen
schmalen Steg über einen Bach.
Vorerst gehe ich ohne
Rad und begutachte den Platz. Gleich hinter dem Ufergestrüpp
gibt es eine kleine Wiesenfläche direkt am Ufer. Perfekt
für mich. Ich gehe also zurück um das Rad nachzuholen.
Der Übergang bei dem Bach ist sehr schmal und verbuscht.
Ich zögere. Ob ich da überhaubt mit dem Rad rüberkomme.
Ach was, wird schon gehen, denke ich. Ich schiebe also
kräftig an. Fast bin ich schon rüber nur noch ein Stück
nach oben. Ich komme nicht mehr weiter, der Weg ist
zu schmal für Rad und Mann. Ich muß etwas zur Seite
um besser schieben zu können. Da verliere ich plötzlich
den Boden unter den Füssen. Es geht ganz schnell. Ich
plumpse in den Bach und das Rad auf mich drauf. Gerade
noch kann ich mit ausgestreckten Armen das Rad von mir
wegdrücken. Da stehe ich nun, bis zum Hintern im Bach
und die Brenneseln im Gesicht. In einer Kraftanstrengung
schaffe ich es das schwere Ding hochzustemmen. Dann
kann ich auch mich hochziehen. Eine Packtasche hat sich
gelöst und schwimmt im Wasser. Ich fische sie raus und
so setze ich den Weg fort. Am Platz angekommen ziehe
ich mir erstmal trockene Sachen an. Die Packtasche hat
dichtgehalten der Inhalt ist trocken, Ortlieb sei dank.
Ansonsten auch keine Schäden außer meine nassen Hosen
und Schuhe. Die Ohren brennen etwas von den Brennesseln.
Gut das die Sonne scheint, kann ich gleich die Sachen
zum trocknen aufhängen. Der Platz ist aber schön. Genug
Aufregung für heute. Zelt aufbauen, Brotzeit, eine Zigarre
und dann ab in den Schlafsack.
Tages km: 55 km
Mittwoch 03.10.2012
Kaum ist es hell bricht um mich herum ein Höllenlärm
los. Obwohl heute Feiertag ist scheinen alle Bauern
auf ihren Traktoren zu sitzen und Heu einzufahren oder
Mais ernten. Ich drehe mich noch ein paarmal um im Schlafsack
aber irgendwann hat es sich ausgedreht. Hilft nichts,
raus aus dem Zelt und packen. Die treue Sonne hilft
mir um einigermaßen auf Betriebstemperatur zu kommen.
Über den verhängnisvollen Bach schiebe ich das Rad heute
ohne Gepäck und gaanz vorsichtig. Meine nassen Schuhe
erinnern mich noch an das Malheur von gestern. In Chamerau
erspechte ich eine Bäckerei die trotz Feiertag offen
hat und nehme dort ein kleines Frühstück zu mir. Dann
geht es weiter auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse.
Am Straßenrand stehen oft Apfelbäume voll mit reifen
Früchten. Ich nehme mir bei einer Rast ein paar mit
und verputze einen gleich an Ort und Stelle. Im weiteren
Verlauf entfernt sich jetzt der Radweg von der Regen
es geht in den Wald hinein. Und es hügelt jetzt immer
mehr. Immer noch auf Flachland trudeln eingestellt fällt
mir das auf und ab relativ schwer. Aus ist es mit der
Genußradelherrlichkeit. Von Blaibach an ein stetiges
rauf und runter. Viele Pausen braucht es da und ich
komme ins schwitzen. Erst ziehe ich die Fliesjacke aus,
dann auch noch das Trikot bis ich schließlich nur noch
im Unterhemd fahre. Oft bin ich oben und habe Blick
über das Land bis hinüber zum Arber. Dann in einem kurzen
Sauser schwinge ich wieder runter nach Kreutzbach,
Wimberg oder Mailengrub nur um dann mühsam die verlorenen
Höhenmeter wieder zu erklimmen. Ach du schöner Bayernwald.
Meine Wasserflasche ist bald nur noch Flasche doch da
naht Rettung, eine Tankstelle. Da gibt es auch die dringend
benötigte Zusatzpower in Form von Schokoriegel. In Viechtach
dann die Krönung eine 16% Steigung die ich bravourös
mit Zunge an der Lenkstange meistere. Dort verfahre
ich mich dann auch noch und darf den Berg nochmal rauf.
So geht es weiter durch das Bauernland die ja heute
alle mit ihren riesen Bulldogen rumkurven. Ein paar
mal schiebe ich die Fuhre hoch damit die Füße Abwechslung
haben. Schließlich erreiche ich die Stadt Regen und
am dortigen Campingplatz beende ich die Schicht für
heute. Eine heiße Dusche noch das wars dann.
Tages km: 63 km
Donnerstag 04.10.2012
Der Zeltplatz in Regen ist was für Leute die keine
Ruhe vertragen. Die Bundesstraße gleich daneben macht
einen Höllenlärm und um 4 Uhr früh hat irgend so ein
Knallkopf am Freizeitpark nebenan Radio über Lautsprecher
in voller Lautstärke laufen lassen. Na Servus. Wenigstens
gibt es ein gutes Frühstück. Wetter mäßig sieht es nach
Regen aus und beim losfahren tröpfelt es dann auch schon.
Strecken mäßig wieder hügelig wieder viel Agrarland
und wenig Flußlandschaft. Wetter hält sich so la la
mal Sonne mal Regen. In Zwiesel bestaune ich den Kristallglasturm
vor dem Glashütenwerk. Der Turm ist fantastisch. Da
haben die doch glatt über 90000 Sektgläser übereinander
gestapelt und das ganze wiegt sagenhafte 11 Tonnen.
Das der nicht zusammenbricht ist für mich ein Wunder.
Ab Zwiesel kommt wieder eine zeitlang Strecke neben
Landstraße aber ca. 10 km vor Bayerisch Eisenstein wir
der Regentalradweg nochmal richtig schön da er
gemeinsam mit dem Nationalparkweg durch Wald und Flußnah
läuft. Jetzt sind die Holzfäller unterwegs der Weg war
mir einmal versperrt doch ich konnte mein Rad über den
Ästehaufen tragen und schon gehts weiter.
So um 15 Uhr
trudel ich in Bayerisch Eisenstein ein. Damit ist die
Regentaltour beendet. Der Zug nach Plattling ist schon
zur Stelle und ich bekomme auch gleich Anschluss nach
München. In Landshut holt mich dann schon wieder die
Wiesn ein, da steigen die Lederhosencowboys ein mit
jeder Menge Bier zum vorglühen und lautstarken Gutelaunegejöle.
Tages km: 32 km
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