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[Karte][München-Venedig]

 

Ein Klassiker - oder was man als Münchner einmal im Leben tun muss.

 

Nun sind wir also seit Februar stolze Besitzer neuer Trekkingbikes. Red Bull NPL-2 für Adi und NPL-3 für Günter. Wir sind begeistert von den Rädern, für unsere Zwecke genau das richtige. Natürlich wurden die Bikes schon ausgiebig getestet, ich habe mittlerweile schon 2000 km gefahren.

Am 23.06.2007 wollen wir damit von München nach Venedig fahren.

Dazu haben wir uns auch seit Februar schon mehr oder weniger gut vorbereitet, vor allem die Fitness trainiert. Günter hat außerdem noch 10 kg abgenommen (Respekt), die werden im bestimmt nicht fehlen auf der Tour. Ich fahre 3 mal die Woche mit dem Rad zur Arbeit, (22 km einfach) womit ich natürlich mein Fitness Programm schon beim Weg zur Arbeit ableiste. An den Wochenenden natürlich wann immer es geht eine Tagestour.

14 Tage haben wir uns Zeit genommen für unsere Radtour von München nach Venedig. Immer schon war es ein Traum von mir diese Strecke einmal aus eigener Kraft zurückzulegen. Zu Fuß dauert es einfach zu lange, aber mit dem Rad ist es in aktzektabler Urlaubszeit zu schaffen.

Los gehts am

Samstag den 23.06.2007 /  1. Tag

Wolken, überall Wolken, schwer und dunkel ziehen sie dahin, jeden Augenblick kann es zu regnen anfangen. Nass werden wir, aber nicht vom Himmel.

Beim Erinnerungsfoto am Stachus Brunnen, mit Seblstauslöser dreht der Wind, und wir bekommen eine unfreiwillige Dusche.

Wir verlassen München über die die Wolfratshausener Strasse.
Der Wind bläst uns entgegen und kühlt uns aus, wir frieren richtig in den Pausen.
Es geht trotzdem weiter, km für km. Regen hat es keinen mehr gegeben heute.
In Wolfratshausen sitzen wir am Dorfbrunnen und mampfen unsere Brotzeit. Eine Hochzeitsgesellschaft findet sich ein. Lederhosen, Dirndl, dicke Kerle und runde Frauen, irgendwie haben Sie hier alle die gleichen Gene. Eine junge Frau bewegt sich auf die Gesellschaft zu. Sie schiebt einen Kinderwagen vor sich her, ihre Körperfülle steht den anderen Gästen in nichts nach, ihr Outfit jedoch ist der Hammer.
Sie trägt ein T-Shirt das den Bauchnabel bei weiten nicht erreicht, darüber eine Art Netzumhang. Unter dem Shirt die wahrlich gewaltige Wampe, quillt auf allen Seiten nackt heraus, und lässt rundherum alle möglichen Tötowierungen erkennen, größtenteils keltische Muster die momentan modern sind.
Hut ab vor soviel Selbsicherheit, wir staunen nicht schlecht und die Gesellschaft hat jede Menge Gesprächsstoff.

Weiter nach Bad Tölz, der Gegenwind bleibt uns erhalten. In Tölz kaufen wir noch etwas zu trinken für abends, ein paar Bier und Wein, dann verlassen wir das Städtchen in Richtung Lengries.
Nach Lengries halten wir uns rechts der Isar, entlang dem Isarradweg.
Wir haben hier schon einmal am Isarufer unser Zelt aufgebaut, die Stelle finden wir sofort wieder.
Dieses Mal campen wir aber lieber nicht direkt am Ufer, es könnte regnen in der Nacht, und auf der Kiesbank sind wir nicht sicher vor Hochwasser.
Wir stellen unser Zelt in die Karstlandschaft. Abends sehen wir in den Gipfeln der umliegenden Berge große Feuer leuchten. Sonnwendfeuer.
Wir machen auch eines, und braten Günters Würstchen darin.

   

Tages km:78,41
Fahrzeit: 4:56:45
Durchschnitt km/h: 15,85
Max km/h: 56,42

Sonntag den 24.06.2007 /  2. Tag

Morgenwäsche in der Isar.
Kaffee selbstgemacht und Haferflocken mit Cornflakes in warmen Wasser und Milchpulver. Das ist mein Frühstück. Günter braucht nur einen Becher Wasser mit einer Multivitamintablette darin.
Heute scheint die Sonne es wird richtig heiß. Um ca. 10 Uhr fahren wir los, schon nach 6 km die erste Pause. Wir schwitzen ganz schön. Günters Wasserflaschen sind leer, ich gebe im eine von meinen.
An einer Kneipe, es ist diesselbe an der wir bei einer früheren Tour bei Regen im Biergarten saßen, schleichen wir uns ins Klo und füllen unsere Wasserflaschen auf.
Wir erreichen den Sylvenstein Speichersee. Es ist ziemlich was los, viele dicke Motorräder, jede Menge Angeber Kisten und natürlich auch einige Radfahrer. Schön ist es trotzdem. An der Strecke den See entlang wird uns dann richtig heiß, es ist jetzt Mittagshitze, uns brennen schon die Socken.
An der Brücke beim Mauthäuschen gehen wir zum Fluß runter uns ich pack erstmal meine Matte aus und leg mich in den Schatten. Wir essen den Rest von Günters Nudelsalat und Müsliriegel und kühlen die Füße im Wasser. Dann legen wir uns beide mit den Matten direkt unter die Brücke und verdösen die Mittagshitze.

So um 16:00 fahren wir weiter. Es ist immer noch ziemlich heiß. Der Wind kühlt etwas, aber es reicht nicht. Die Mautstraße nach Wallgau.
Mir wird der Helm zu eng, ich glaube mein Kopf ist angeschwollen.
Kurz vor Mittenwald beraten wir uns, ob wir noch bis Seefeld weiterfahren oder gleich hier am Campingplatz bleiben. Ursprüngliches Tagesziel wäre heute Innsbruck gewesen, aber das können wir uns sowieso abschminken.
Campingplatz Mittenwald gewinnt. Wie bauen das Zelt auf und essen im Campingplatz Restaurant ein Cordon Bleu das ehrlich gesagt kein geschmacklicher Hit ist. Für 8,90 Euro bekommt man fritierte Einheitsware aus dem Gefrierschrank noch nicht einmal mit Salat, der kostet 2,50 extra. Der Platz selbst ist tadellos viel Schatten und sanitäre Anlagen sauber. Für 6 euro pro Person auch nicht teuer allerdings die 50 Cent für Warmduschen müsste nicht sein. Die Umgebung ist ideal für Wanderer, Kajak fahren in der Isar und Mountain Biker. Alles in allem ist der Platz für Zeltler empfehlenswert. Es geht locker zu, wir konnten am vorabend ohne einchecken übernachten, das ist gut wenn man sich mal verschätzt und nachts erst ankommt, ich hoffe das dieses Vertrauen auch niemals enttäuscht wird.
Tages km:52,21
Fahrzeit: 3:25:36
Durchschnitt km/h: 15,23
Max km/h: 55,93

 

 Montag den 25.06.2007 / 3. Tag

Es hat geregnet. Die ganze Nacht hat es auf das Zeltdach getrommelt. Am Morgen kommt wieder die Sonne raus.
Duschen, frühstücken. Wir bekommen frische Semmeln im Campingplatz Kiosk.
Ab jetzt kommen die ersten längeren Steigungen, wir kommen mächtig ins schwitzen. Ab Leithen ist Verbot für Fahrräder auf der Hauptstrasse, so steht es überall angeschrieben. Wir rauschen nach Seefeld mit 50 km/h.
Als wir eine Parkbucht ansteuern verliert Günter beim bremsen seine Einweg Wasserflasche, die auf dem Gepäckträger befestigt war. Die Flasche landet auf dem Teer und hüpft polternd auf einen parkenden Campingbus zu. Tock, tock, tock immer schneller wird sie. Der Fahrer des Buses läuft ihr nach und schnappt sie, noch bevor sie in den Graben fällt. Er hebt die Flasche hoch, lachend sehen wir das auf allen Seiten kleine Fontänen rausspritzen, wie bei einer Dusche.
Günter fackelt nicht lange und benützt die Flasche jetzt auch zum Duschen. Er hält sie sich so lange über den Kopf bis kein Tropfen mehr drin ist.
In Leithen stzen wir uns am Straßenrand in den Garten einer Gaststätte und ruhen uns bei Apfelschoarle Spezi und Salat aus.
Nach Leithen dürften wir eigentlich nicht mehr auf der Bundesstr. den Zierler Berg nach Innsbruck weiterfahren, es sind extra Warnschilder aufgestellt, eine Frau schreit uns extra noch aus dem geöffneten Autofenster zu "runter von der Straße", aber wohin? Keine Abzweigung weit und breit. Also weiterfahren.
16% Gefälle ist angezeigt. Unser Gepäck schiebt gut an.
Mit einen Affenzahn gehts runter. Die Bremsen zeigen was sie wert sind.
Günters hintere Scheibe läuft blau an, ich rieche noch während der Fahrt meine Gummibeläge die zu schmoren anfangen.
Wir erreichen heil das Tal und bei Zierl fahren wir schleunigst die Ausfahrt raus. In der Pause wird uns klar wieso die Abfahrt für Radfahrer so gefährlich ist. Mit einem Billig Rad, solche wie wir leztes Jahr noch hatten, wären wir verloren gewesen. Bei den Bremsen solcher Räder hätte es gnadenlos die Gummis weggepfiffen und wir wären im Tiefflug an die Felsen gerattert, oder auf den nächsten Lkw hinten drauf.

Weiter gehts nach Axams, jetzt wieder in der Hitze bei 8-11% Steigung,. Wir machen in den Kehren Pause, trinken kurz was, und weiter gehts.
Nach Axams Richtung Götzens dann Neu Götzens und runter zum Natterer See. Der Camping Platz am Natterer See kostet doppelt so viel wie der Mittenwalder, nämlich 12,75 Euro pro Person. Wir ärgern uns darüber, weil wir eigentlich nicht nachvollziehen können für was. Das einzig gute ist das die Warmduschen nichts extra kosten, der Platz an dem unser Zelt steht ist ätzend, in letzten Ecke ganz oben auf der Terrassenartigen Anlage um zu den San. Anlagen zu kommen müssen wir umständlich an einem Mitzelt vorbeitänzeln. Für uns Zeltler wird so gut wie nichts getan, wir bekommen die miserabelsten Plätze zugewiesen. Wir würden uns z.B. freuen wenn ein paar Hozlbänke und Tische für uns am Platz wären, da wir nicht wie die Kollegen mit den Wohnmobilen und Wohnanhängern Sitzgarnituren mitführen können. Aber das ist kümmert die Betreiber von solch teuren Plätzen nicht. Für Zeltler nicht empfehlenswert, zu teuer und ungemütlich.

 

Tages km:48,79
Fahrzeit: 3:33:48
Durchschnitt km/h: 13,69
Max km/h: 56,93

Dienstag den 26.06.2007 / 4. Tag

In der Nacht hat es stark geregnet wie aus Kübeln, das Zelt hat dicht gehalten. Am Morgen kommt die Sonne nur zögerlich zwischen den Wolken hervor. Wir fahren erst um 12:00 los, rollen erstmal bis Nattern bergab, dann auf die alte Brenner Str. Bis Steinach haben wir keine Probleme, höchstens 6% Steigung. Es ist auch kaum Verkehr, so richtiges Genußradeln. Das hatten wir uns anders vorgestellt, wir dachten das wird die schlimmste Strecke was Verkehr und Steigung betrifft.
Kurz vor dem Brenner Paß haben wir dann 10-11% Steigung aber nur ca. für 15 min. dann stehen wir am Brenner Ortsschild und machen unser Foto.

Dann rauschen wir nur noch runter. Macht Riesenspaß mit 60 Sachen dahin zu fliegen. Bis Sterzing haben wir keine Steigung mehr. Wir kaufen Bohnen und Kotellet im Supermarkt und steuern den Campingplatz an. Er ist ausgeschildert, immer Richtung Timmelsjoch. Der Platz ist günstig und sauber (5,40 €) pro Person. Schattige Plätze unter Kieferbäume und schön ruhig. Für Zeltler empfehlenswert.

Tages km: 59,05
Fahrzeit: 3:44:22
Durchschnitt km/h: 15,81
Max km/h: 64,62

  Mittwoch den 27.06.2007 / 5. Tag

Die Straße ist leicht zu fahren, es geht fast ständig bergab, die paar Steigungen sind nicht der Rede wert. Die Landschaft ist immer noch von den Bergen geprägt aber diese sind nicht mehr so hoch. Im Tal vereinzelt schon Wein und Obstplantagen. Die Luft ist frisch bei bewölkten Himmel, die Sonne lässt sich nur zeitweise blicken. Ein paar Kilometer vor Brixen ist ein Radweg ausgeschildert, er ist geteert und geht rauf und runter, trotzdem tut es gut mal von der Straße wegzukommen.

Günter zieht an einer Abfahrt davon und macht Abstand, er verschwindet an der nächsten Biegung. Dann kommt eine Steigung und nochmal eine Abfahrt. Der Wegweiser zeigt rechts, aber geradeaus geht auch ein Weg. Ich weiß sofort das Günter im Geschwindigkeitsrausch den Wegweiser übersehen hat und geradeaus weitergedüst ist. Ich biege ab, danach kommen nochmal ein paar Wendungen. An einer Biegung steige ich ab und warte. Ich schalte mein Handy ein und hoffe das Günters Weg bald irgendwo im Wald endet.
Schon nach 5 min. taucht er auf. War genauso wie ich vermutet hatte.

Es wird jetzt zunehmend heißer. In dem Ort Kollmann machen wir Rast an einer Bank mit Brunnen im Schatten. Gleich daneben ist ein Schlößlein. Es ist privat zu einer Pizzeria umfunktioniert worden. Wir bewegen uns jetzt immer an dem Fluss Eisack entlang. Rundherum Berge, vereinzelt Wein und Obstfelder. Auf der Straße ist mir beim fahren nicht zu sehr der Sinn die Landschaft zu genießen, unabhörlich rauschen Autos und Lastwägen vorbei, ich habe ständig Auspuffgase in der Nase.

 Nach ca. 1 Std. Pause fahren wir weiter, erst in Brixen kommt wieder eine Pause, jetzt bei leichten Regen. Es tröpfelt nur, aber Günter will sich unbedingt unterstellen. In der Nische eines Werkzeugladens warten wir bis es zu tröpfeln aufhört.

Nächstes Etappenziel ist Bozen. Es geht zügig dahin kurz vor Bozen ist dann wieder ein Radweg beschildert.
In Bozen versuche wir den auf der Karte eingezeichneten Campingplatz zu finden aber wir verfransen uns total. Die Wegweiser sind nicht so einfach zu durchschauen, wir haben außerdem das Problem das manche Straßen für Radfahrer gesperrt sind. Es regnet wieder und wir stellen uns erstmal unter. Wieder neben einen Baumaschinen und Werkzeug Geschäft.
Es gibt zwar einen Radweg der bis Trento geht, laut Wegweiser, aber auf diesen kommen wir nicht auf unseren Campingplatz.

Nach etwas hin und her schaffen wir es aber doch noch, wir finden den Weg nach Leifers und mitten in dem Ort ist auch schon der Zeltplatz. 7,50 euro pro Mann, schattige Plätze neben einer Weinplantage und hier zum ersten Mal eine Bank und ein Tisch für die Zeltler. Empfehlenswert. Wir kaufen im mini Markt Texas Bohnentopf Dosen und Bier.

Tages km: 91,15
Fahrzeit: 4:31:22
Durchschnitt km/h: 20,15
Max km/h: 55,24

Donnerstag den 28.06.2007 / 6. Tag

 In der Nacht hat es wieder geregnet und morgens wieder blauer Himmel und Sonne. Bis alles gepackt ist schlägt es wieder 12:00 Urh.
Wir fahren weiter auf der SS12  die Straße ist breit und mit dem Rad kann man den Standstreifen nutzen.
Schon 2 km nach Leifers zeigt ein Schild rechts zum Radweg, wir fahren rein aber nach wieteren 2 km gehts wieder links auf die Hauptstr. Dann eben nicht. Wir hätten wahrscheinlich gerade weiter müssen, es ist nicht immer klar zu sehen welches Schild für die Radfahrer bestimmt ist.  Ich vermute wir hätten gestern nur den Radweg nach Trento durch Bozen nehmen brauchen und wären dann auch hier nach Leifers gekommen aber auf dem Plan war das nicht zu sehen.

Die SS12 ist eigentlich ganz ok. der Seitenstreifen gibt uns Sicherheit aber nichts desto trotz, man muß stur geradeaus schauen, schlenkern beim umdrehen ist gefährlich, die Lkw`s halten nicht viel Abstand.

Kurz nach dem Ort Ora treffen wir wieder auf den Radweg Bozen - Trento und da ist auch gleich ein Imbissladen. Scheinbar Raststätte schlechthin für viele Radsportfahrer und auch Motorradfahrer, da genau hier Radweg und Straße aufeinander treffen.
Wir essen auch was die Gelegenheit ist günstig.

Der Radweg führt also tatsächlich von Bozen bis Trento, er ist einwandfrei geteert und führt am Damm neben dem Fluß Adige (Etsch) entlang. Ist hier etwa so beliebt wie bei uns der Isar Radweg.
Starker Gegenwind hält uns auf wir müssen uns teilweise mit den Ellbogen auf den Lenker legen um anständig voran zu kommen. Nach 10 km Pause an einem Rastplatz mit Wasserhahn.

Der Wind wird immer stärker eine Zeitlang machten wir uns einen Spaß daraus auf den Ellbogen liegend rennen zu fahren, abwechselnd im Windschatten, aber das lassen wir bald wieder, kostet zu viel Kraft.
Die Böen werden werden dermaßen stark das es uns fast vom Radweg runter wedelt.
An einem Rastplatz bei Zambana kommt uns die Erkenntnis das es bei dem Wind nicht viel Sinn macht weiter zu fahren. Laut Karte müsste hier ganz in der Nähe ein Zeltplatz sein.
Auf gut Glück fahren wir eine kleine Stichstraße in Richtung Westen, auf die steil aufragenden Felsen zu.
Wir passieren ein kleines Dorf und biegen dann wieder nach Süden ab. Von der Richtung her wären wir jetzt wieder richtig. Noch ca. 10 km bis Trento wenn der Zeltplatz nicht hier ist, haben wir jedenfalls nichts falsch gemacht.

Die Straße geht in Kies über und zweigt sich. Wir sind unentschlossen, die Wahl fällt auf den linken Weg. Ein paar km mitten durch eine Obstplantage, die Apfelbäume sind ganz niedrig, höchstens 2-3 m hoch und mit stäben und Draht durchzogen. Teilweise sind Netze wie ein Dach darüber gespannt, Günter denkt zum Schutz vor Vögel.
Es kommt eine erneute Abzweigung, ein Teerweg führt wieder zurück der andere an ein Betriebshäuschen. Möglicherweise für Stromerzeugung. Neben dem Häuschen stehen 2 Autos, in einem sitzt ein Mann. Links davon führt ein Weg in einen kleinen Waldstreifen, gleich dahinter ragen steile Felsen auf. Der Weg ist durch ein Geländer gesperrt, von der Art versetzt das nur Fußgänger durchkommen, und natürlich Radfahrer wenn sie absteigen.

Wir schlüpfen mit den Rädern durch und gelangen an den Kiesweg an dem wir sowieso entlanggekommen wären falls wir bei der ersten Abzweigung den rechten Weg genommen hätten.
An den Felsen vor uns hängt Equipment wie es Kletterer benutzen, Karbiner, Schlaufen und so Zeug, die Wand ist ganz weiß vom Magnesium, das den Händen halt gibt.
Bald sehen wir zur linken den Fluß "Adige" direkt unter uns. Wir folgen genau den Flußlauf, der Kiesweg wird schmäler und verwachsen, noch kommen unsere Trekking Bikes leidlich voran, eine kurze Pause noch an einem Gesteinsbrocken.
Ein Schild zeigt uns das wir richtig sind " Trento - Zambana ".
von einem Campingplatz weit und breit nichts zu sehen, alles Naturschutzgebiet hier. Bald wechselt der Wanderweg wieder zu Teerstraße. Wir rollen nach Trento hinein.

Schon auf der Karte habe ich gesehen das es eine heikle Sache wird, der Weg durch Trento.
Wie heikel werden wir noch sehen.
Erstmal ist kein Hinweisschild zu sehen, also rein in die City. Der Verkehr ist mörderisch, jedenfalls für Radfahrer. Mit 20 kg Gepäck eine echte Herausforderung. Es gibt so gut wie keine Radwege. Das ist nicht weiter schlimm da die richtigen Hinweisschilder sowiso eher auf der Straße zu sehen sind. Die Autofahrer sind ziemlich schnell unterwegs und sehr ungeduldig. Zweispurig rauscht der Verkehr im 30 cm Abstand vorbei.

Manchmal verengen sich die Straßen plötzlich, die Italiener denken nicht daran vorrausschauend auf uns Rücksicht zu nehmen, sie fahren auf gleiche Höhe, erst wenn sie merken das kein vorbeikommen mehr ist latschen sie auf die Bremse.
Unser nächstes Ziel  "Pergino" ist  natürlich auf keinem Hinweisschild zu sehen. Wir orientieren uns erstmal grob nach dem Kompass. Gut das Günter einen am Lenker montiert hat. Diese Methode hat sich zur groben Orientierung in Städten ganz gut bewährt. Dann kommen wir an eine Burg, und ich meine in der Karte auf unserer Route Castello gelesen zu haben. Also evtl, schon mal richtig.
Eine Polizistin am Straßenrand. Ich frage in italienisch " Dove la direzione Pergine" das war ein Fehler.
Sie legt los, ein Wortschwall auf italienisch, keine Chance was zu verstehen. An den Armbewegungen und der Mimik können wir aber trotzdem einiges ablesen, Soviel ist sicher, wir müssen an der Burg vorbei, nach oben. Irgendwann ist dann die Straße für Radfahrer, sie deutet auf mein Bike und schüttelt den Kopf, verboten. Dann müssen wir eine andere Strecke nehmen, die, so sagen es ihre Arme, auch wieder nach oben geht. " Si " sage ich, und " Grazie". Sie fragt "Kapito"? Ich wieder: "Si". Ich glaube sie denkt ich habe nichts verstanden. Sie täuscht sich. Los gehts.

Die Straße windet sich nach oben. Eine Kehre nach der anderen nehmen wir, dann noch mehr, immer weiter. Am Anfang dachte ich noch es ist gerade mal der Burghügel den wir überwinden müssen, das kann ich mir jetzt abschminken.
Also weiter kurbeln, immer schön rund. Es ist schon spät am abend, so ca. 19 Uhr und nicht mehr so heiß, die Steigung macht mir überhaupt nichts aus, ich könnte ewig weiterfahren. Meine Füße stampfen und ziehen bereitwillig in die Pedale.
Ich drehe mich um und sehe das Günter zurückbleibt. Ich mache eine Pause, als er ankommt sehe ich sofort das es im ganz und gar nicht so geht wie mir, er hat ziemlich zu kämpfen. Wir fahren weiter und kommen irgendwann an die Stelle an der das "Radfahrer verboten" Schild steht.
Links steil nach oben, zeigt ein Wegweiser nach Cognola geradeaus ist die verbotene Straße, hier wären es nur noch 9 km bis Pergione, wir wären in 20 min. dort wenn die Straße für uns frei wäre.  
Zwei Rennradfahrer kommen. Ich frage sie wie wir nach Pergione kommen. Der jüngere von beiden antwortet in englisch. Wir könnten es rechts probieren. Ich habe den Weg rechts erst gar nicht gesehen. Er sagt möglicherweise ist er gesperrt. Wenn wir Glück haben kommen wir aber durch. Wir waren schon drauf und dran den Weg zu nehmen, hatten die schon schon in Position geschoben, als ein junger Mann zu uns kommt.
Ich habe ihn schon vorher gesehen, mit Walkman und Kopfhörer er hat uns nicht beachtet.
Er spricht mich auf englisch an. Er kann uns erklären wie wir nach Pergione kommen.
Die einzige Chance, sagte er, ist der Weg nach oben, er deutet auf die Straße die ich schon vorher gesehen habe, ich kann mich schwach erinnern das die Polizistin den Namen des Ortes auch erwähnt hat.
Damit noch nicht genug. "Unfortunately you have to go up again" sagte er, und deutet auf ein Dorf das man auf den gegenüberliegenden Berg hoch oben sieht.

Nach unten zu fahren, auf den Weg den wir gerade nehmen wollten, können wir vergessen. sagte er.
Die Straße wird erst gebaut, es stehen Lastwagen und Bulldozer unten, wird erst nächstes Jahr fertig.
"So viel Zeit haben wir nicht mehr" sage ich und bedanke mich.
Ich weiß das Günter ziemlich am Ende ist, das wir jetzt da rauf müssen hat ihn wahrscheinlich den Rest gegeben. Aber es hilft nichts.
Es werden teilweise 13% Steigung und wir kurbeln uns noch ca. eine Stunde nach oben. Ich muß sagen es hat mir nichts ausgemacht, irgendwie bin ich gerade topfit.
Am Wendepunkt neben einem Weingut pausieren wir. Günter ist stocksauer, auf den Berg, auf mich, auf sein Rad, auf sich selbst.
Ich lasse ihn erstmal abkühlen.
OK also es geht runter. Der Fahrtwind kühlt mich fast zu sehr ich friere leicht. Im Tal haben wir wieder das Problem vor einem Fahrrad Verbotsschild zu stehen. Es fängt jetzt schon an zu dämmern, und zwar nicht nur am Himmel sondern auch bei mir das wir heute gar nichts mehr einkaufen können, alle Supermärkte haben geschlossen.
Aber den Zeltplatz habe ich noch nicht aufgegeben, und wenn wir um 22 Uhr ankommen, dann checken wir halt morgen ein.

Guenters abkuehl Pause

An der Straße steht ein Pizza Schnellimbiss, er schließt gerade. Wir stehen so da und beraten, da sehe ich zufällig hinter dem Imbiss ein Schild "Radweg nach Pergione". Bin ich froh, dachte schon wir müssen nochmal einen Berg rauf. Der Radweg endet bald wieder aber die Straße in die er mündet ist für Radler erlaubt. Unsere automatischen Lichter schalten sich ein, mit der Sonnenbrille sehe ich jetzt fast nichts mehr, ich muß ohne fahren.
Um 21:15 Uhr erreichen wir Pergione. Dann fahren wir den Wegweiser zum Lago die Cardonazzo und um 21:30 rollen wir in S. Christoforo rein. Gleich im Ort gibt es einen Campingplatz. Der Platzwart steht an der Schranke. Er sagt kein Problem, ich gebe im meinen Paß. Wir suchen uns einen Platz Nr.137. Danach gehen wir in die Pizzeria am Platz. Die Holzofen Pizza war wirklich gut
In der Speisekarte stand sogar ein Franziskaner Weißbier, mein Hausgetränk, aber 5 Euro für 0,5 l das ist mir dann doch zu astronomisch. Ein Viertel Rotwein für 2 Euro tut es auch.

Tages km: 75,05
Fahrzeit: 5:00:29
Durchschnitt km/h: 14,98
Max km/h: 43,47

  Freitag den 29.06.2007 / 7. Tag

Heute ist Ruhetag. Morgens fahren wir an den Supermarkt in Pergine und decken uns mit Lebensmitteln ein. Dann noch Wäsche waschen und anschließend pflanzen wir uns an den Pool und faulenzen den ganzen Tag. Der Platz ist ruhig und der Pool sauber, die Sonne scheint ein würdiger Ruhetag.

Samstag den 30.06.2007 / 8. Tag

Ganz, ganz gemütlich packen wir zusammen. Es ist warm, leicht bewölkt, wenn die Sonne durchscheint wird es mir zu heiß.
Kurz vor Mittag fahren wir los, den Lago Caldonazzo entlang. Er liegt wirklich schön da, der See, das Panorama ist Postkartenreif.
Nach ca. 20 min. Pause an einem Neubau, im Schatten. Wir schauen uns nochmal die Karte an. Laut unseren Plan hätten wir heute gerade mal etwas mehr als 40 km bis zum nächsten Camp. Ich messe die Strecke mit dem Lineal das in meinem Leatherman Tool ist, nach. Ich komme auf über 70 km. Was haben wir da nur aufgeschrieben. Da wir noch eine ganze Woche Zeit haben, beschließen wir einen Abstecher zum Lago del Corlo zu machen. Dort ist ein Zeltplatz in der Karte eingezeichnet. Wir haben festgestellt das unsere 1:200 000 Karte ganz genau betrachtet werden muß, damit wir die kleinen Straßen zuverlässig finden.
Günter würde am liebsten eine Lupe benützen. Immer wieder bleiben wir stehen und checken die Lage, meistens ergiebt sich dann, nach Sichtung der Karte und Umgebung, die richtige Schlussfolgerung.
Unsere Route führt ziemlich genau ab jetzt den Fluß Brenta entlang, die Autobahn immer neben uns.
Die kleinen Straßen die wir jetzt fahren sind schon um einiges angenehmer als die Hauptstraße SS12 die wir noch bis Bozen nutzten.
am Fluss Brenta 

Kurz nach Levico entdecken wir wieder einen Radweg der bis Borgo beschildert ist.
Borgo ist ein nettes kleines Dorf mit schöner Altstadt.
Ganz langsam rolle ich hinein, fast ehrfurchtsvoll.
Es ist total ruhig.
Ein paar Männer sitzen vor einem Cafe und unterhalten sich.
Wir rollen weiter, der Fluß plätschert neben uns mitten durch das Dorf, eingemauert mit großen Steinen.
Vor uns ein großer steinerner Torbogen, dahinter eine Kirche.
Der Weg wird zu einem großen Platz mit Pflastersteinen, dann eine schmale Gasse, dahinter wieder ein Platz.
Ein paar junge Burschen sitzen auf Bänken mit dem Hintern auf den Lehnen. Davor Motorroller.
Mädchen stehen daneben und lachen mit den Jungs.
Wir halten an einer Bank die an der Mauer des Rathauses steht.
Ich hole meine Digikamera raus und plaziere sie auf einem Abfalleimer.
Durch das offene Fenster vor mir sehe ich einen PC Bildschirm, dahinter sitzt eine junge Frau und tippt auf die Tastatur. Sie schaut mich überrascht an.
Sie sieht einen Außerirdischen mit Helm und Sonnenbrille.
---- Klick --- Adi und Günter in Borgo.

Ich überprüfe gerade das Foto, als mich Günter vom Eingang des Rathauses her ruft.
" Adi, kum amoi rei " Ich sage: " mei Daschn is no drausn " Er: " macht nix, mir san glei fertig ".
Ich gehe rein und staune erstmal nicht schlecht, betrete ich doch eine Art Arena wie in einem antiken römischen Film.
Ein großer steinerner Kreis mit einer ca. 1 m hohen Mauer auf der Rundbögen mit Säulen stehen. Zwischen den Säulen sind Holzgeflechte gespannt, wie indianische Traumfänger, nur nicht rund.
In der Mitte des Kreises steht ein Stein, wie ein Brunnen.

Der Raum ist kühl. Von oben fällt Tageslicht herein.
Ein Dach aus durchsichtigen zeltähnlichen Material ist über den Raum gespannt, und zersträut das Licht.
Es ist eine merkwürdige Atmosphäre. Angenehm. Die Stimmen hallen nicht, wie in einer Kirche.
Hätte mich nicht gewundert wenn aus einer Nische ein Mann mit weißen Umhang und Sandalen, von der Art wie es römische Senatoren in der Antike trugen, kommen würde.
Übrigens fuhr schon der alte Caesar mit dem Rad zur Arbeit.
Caesar est cum consilio ante pericula heißt Caesar, ist, mit, dem Rat, vor, Gefahren

------ Klick ----- Günter und Adi im antiken Theater.  

Nach Borgo fahren wir einen nagelneuen Radweg, immer an der Brenta lang.
" ValSugana" nennt er sich.

Viele Rastplätze mit Bänken und Tischen, alles ziemlich neu. Der Weg selbst ist  aus astreinen glatten Asphalt. Die Brenta schlängelt sich durch die Berge, im Tal Weinfelder und Obstgärten.
Wir folgen in bis Primolano. Ich weiß nicht ob der Radweg hier endet, ich sah jedenfalls keine Fortsetzung, aber hier müssen wir sowiso abbiegen.

Es gibt zwei Straßen nach Arsie. Eine breite, in der Karte rot eingezeichnete und eine kleinere gelb gezeichnete.
Die gelbe schlängelt sich in mehreren Windungen und die rote ist fast schnurgerade, woraus schließen das rot nicht so steil ist, was jedoch nicht zwangsläufig so sein muß. Die gerade Straße muß ja die gleichen Höhenmeter überwinden wie die gewundene.
In Primolano zweigt eine Straße ab. Der Wegweiser zeigt nach Feltri, das ist der Ort der nach Arsie kommt.
Günter glaubt nicht das es die rote Straße ist, er möchte die gerade Strecke lieber fahren weil er eben denkt das diese einfacher ist.
Wir drehen nochmal um. Bei der Gelegenheit sehen wir im Ort am Dorfplatz einen kleinen Lebensmittel Laden.
Ich liebe diese kleinen Kramerläden.
Keine große Auswahl, aber die Besitzer meistens sehr freundlich. Irgendwie immer gemütlich, keine Hektik, die Alten tratschen und sind zufrieden.
Wir treten ein durch einen Vorhang aus Plastikstreifen. In der Mitte des Raumes ein großes Doppelregal, links und rechts davon an den Wänden nochmal Regale. Am Ende des kleinen Raumes eine Theke mit Kasse. Dahinter steht eine Frau, hager, schon etwas älter mit einem langen Kleid und einer Schürze darüber. Sie lächelt uns zu. "Buona Sera"
Wir suchen unsere Sachen zusammen. Getränke für abends, Spagetti, Soße in der Dose.
" Pane " ? frage ich. " finito" sagt sie.

Draußen auf dem Dorfplatz füllen wir unsere Radflaschen mit Wasser auf. Die Frau vom Laden kommt raus und sperrt zu. Günter geht mit der Landkarte zu ihr und deutet auf die rote Straße. Sie zeigt auf die Straße die wir soeben fahren wollten und macht eine Armbewegung, wie wenn ein Flugzeug steil nach oben fliegt, dabei schaut sie Günter mitleidig an.
Günter gibt noch nicht auf, stur deutet er auf die rote Straße, dann auf die gelbe und schüttelt den Kopf.
Eine zweite Frau aus dem Dorf kommt dazu. Auch sie verweist ihn auf die gelbe Straße.
Jetzt gibt er auf, es hilft nichts wir müssen da rauf.

Ich bin froh das wir diese Strecke nehmen müssen, die großen Straßen mag ich nicht besonders. Günter hat sich dieses Mal menthal auf den Aufstieg vorbereitet, und siehe da, er kurbelt sich munter rauf und hat sogar noch Spaß dabei. An einer Ruine machen wir Rast.
Ich schau mich um und endecke das sich die Mauer fast über den ganzen Berg zieht. Ich steige durch ein Fenster hinein, und befinde mich in einem Gang der nach oben führt. Links und rechts sind Schießscharten in die Wand eingelassen.
Ich steige weiter rauf und schaue durch ein Fenster runter zu Günter wie er bei den Rädern steht.

------  Klick -------   Adi in der Burg.

Noch ein kurzer Aufstieg, dann passieren wir Arsie.
Der Campintplatz ist schon ausgeschildert es geht abwärts nach Nuova Giuliat.
Camping Gajole heißt der Platz. Er liegt direkt am Lago del Corlo ein schön gelegener Stausee.
Der Platz besteht aus zwei Teilen. Ein Bereich für Dauercamper und einer für die reisenden. Die Zeltwiese ist groß, ich denke eine ehemalige Kuhweide. Grobes hartes Gras mit spitzen Unkrautstengeln. Kein Baum spendet Schatten. Die San. Anlagen sind sauber aber es gibt kein Klopapier und beim Duschen muß man mit einer Hand ständig auf einem Knopf drücken um warmes Wasser zu bekommen.
Mit 9 Euro pro Nase aber relativ günstig.
Wir machen heute mal Soße mit Spagetti, anstatt Spagetti mit Soße.

Tages km: 69,85
Fahrzeit: 4:12:14
Durchschnitt km/h: 16,61
Max km/h: 47,82

Sonntag den 01.07.2007 / 9. Tag

 Heute legen ist wieder Ruhetag. Wir bleiben hier.
Ich gehe ganz früh nach dem duschen und Kaffee zum See und genieße die Ruhe. So verbringe ich fast den ganzen Tag. Günter kommt nur kurz vorbei, er verzieht sich wieder ins Zelt.
Nachmittags machen wir noch eine kleine Rundfahrt. Es ist immer noch brüllend heiß, so um 30 Grad.
Wir fahren nach Arsie und nach Rocca, machen ein paar Fotos von Kirche und Brücke über den See.
Abends gibts Spiralnudeln mit Soße. Mal was anderes.

Montag den 2.07.2007 / 10. Tag

So um 11 Uhr fahren wir ab. Es geht erstmal bergauf, und das eine ganze Zeit lang. Es ist schwül, über den Tälern hängen große Dunstwolken. Wasserdampf vom gestrigen Nachtregen.
Ich schwitze mächtig, bin aber sonst gut drauf.
Irgendwann gehts dann wieder bergab und jetzt wird es mir fast zu kalt, der Fahrtwind lässt meinen nassen Körper verdunsten. Bis Bassano folgen wir noch der Brenta.
Im Tal angekommen dauert es eine Weile bis wir die richtige Straße finden, aber dann rollen wir gemütlich dahin.
Wenig Verkehr immer wieder durch Bergdörfer, solche Straßen sind des Radfahrers Traum.
Es wird jetzt zunehmend mediterran, die Berge sind mehr und mehr mit Buschwerk bewachsen anstatt mit Bäumen. Ich habe außer einem Müsliriegel und Kaffee noch nichts gefrühstückt. An einem Alimenti Laden halten wir an, es gibt jedoch kein Brot, so kaufen wir nichts und fahren weiter. Leider bekommen wir auf der weiteren Strecke kein Brot mehr, die Bäcker machen alle um 12 Uhr zu.

An einer Kirche halten wir an, und schauen sie uns von innen an.
Schöne Fresken an der Decke und ein riesiger Altar. Es ist volkommen ruhig in der Kirche, das ist für mich immer am erstaunlchsten, diese absolute Ruhe.

 

Nachdem wir keine Chance mehr sehen etwas zu essen zu bekommen, da mitlerweile alles geschlossen ist, futtern wir bei der nächsten Pause Oliven und Müsliriegel, unser Rest vom letzten Einkauf.
Es ist jetzt schon wieder ziemlich heiß, der Fahrtwind kühlt aber wohltuend.
Kurz vor Bassana verlassen wir die Berge und rollen in die Ebene.
In Bossana hat dann doch noch ein großer Supermarkt geöffnet, so kaufen wir gleich Frühstück und Abendessen ein.
Günter geht dieses Mal alleine einkaufen, ich passe auf die Räder auf, hier lungern ein paar schwarze rum die vor dem Supermarkt betteln, wir trauen Ihnen nicht.
Nach dem Einkauf sind wir ganz schön beladen. Ich habe den Rucksack voll, er drückt ziemlich auf den Rücken. Günter hat die Getränke auf den Gepäckträger geladen, er schlingert bedenklich in den Kurven.
Nach ca. 6 km machen wir Frühstückspause. Extra dicke Wurst Sandwiche.
Wir folgen den Schildern nach Venezia, und merken nicht das wir eigentlich schon über Treviso hätten fahren sollen, da wir so nicht nach Jesolo kommen, zu den Campingplätzen. Wie sich später herausstellen wird, war das jedoch gar nicht so schlecht. Aber so weit sind wir noch nicht.

Wir wollen noch Castelfranco hinter uns bringen und dann irgendwo im Gelände übernachten.
Allerdings sieht es hier sehr schlecht aus mit geeigneten Zelt Gelände. Alles verbaut oder Landwirtschaftlich genutzt. Die paar undgenutzten Flächen sind meist Privat Grund.

Als wir in Castelfranco sind zieht ein Gewitter auf, und es fängt an zu regnen. Wir stellen uns hinter einem Supermarkt unter ein Dach. Dort sehen wir ein ungenütztes Bahngrundstück mit ein paar Büschen und ein teilweise verfallenes Betonhäuschen darauf. Wir überlegen schon ob wir uns nicht einfach unter das Dach des Häuschens legen und das Zelt gar nicht aufbauen. Günter checkt die Lage.
Es stellt sich als ungünstig heraus, da es dort zieht wie in einem Windkanal.
Nachdem es aufgehört hat zu regnen, fahren wir weiter.
Es donnert aber bald wieder, und schon bald fängt es wieder zu regnen an. Dieses Mal finden wir keinen Unterschlupf und als es richtig runterprasselt stehen wir notdürftig unter ein paar Bäumen, werden aber trotzdem patschnass.
Ich hole meine Regenjacke raus obwohl es nicht mehr viel Sinn hat.
Als es nachlässt folgen wir einer Seitenstrasse und gelangen an einen Buchenhain. Schnurgerade in zwei Reihen angelegt, der Streifen zwischen den Bäumen wird scheinbar als Kompost Halde genutzt.
Besser als nichts, Günter fährt rein.
Ganz am Ende des Hains stellen wir unser Zelt auf.
Kaum sind wir  fertig, regnet es wieder.

Tages km: 70,33
Fahrzeit: 4:22:27
Durchschnitt km/h: 16,07
Max km/h: 45,98

Dienstag den 03.07.2007 / 11. Tag

Die Nacht war bescheiden. Ich konnte nicht schlafen. Im Zelt war es mir zu eng, so versuchte ich es draußen. Die Mücken waren jedoch gnadenlos. Ich schätze wenn es hochkommt habe ich gerade mal 1 Stunde geschlafen.

Ziemlich früh, ich glaube so früh sind wir noch nie los, treten wir in die Pedale.
Günter fährt voraus und bleibt auf durchschnittlich 25 km/h.
Die Straße ist schmal, jedesmal wenn ein Lkw oder Bus kommt wird es ziemlich eng. Noch ca. 40 km bis Venezia.
Wir folgen den blauen Schildern. Nach 20 km die erste Pause.
Günter endeckt jetzt das wir so nicht nach Jesolo kommen.
Können wir jetzt nicht mehr ändern. Weiter gehts.
Ca. 10 km vor Venezia wird die Straße 2-spurig und massenhaft Verkehr.
Viele Busse und Lkw`s. Ich bin jetzt vorne, bleibe auf 25 km/h.
Mir ist gar nicht wohl, die Strecke mutiert zur Autobahn, ich habe keine Ahnung ob wir hier überhaupt noch fahren dürfen.
Ist aber immer noch die SS145. Ich schaue nicht links und nicht rechts, konzentriere mich voll auf den schmalen weßen Seitenstreifen.
Wenn eine Abzweigung kommt wird es richtig gefährlich.
Den Autofahrern interessiert es nicht ob wir geradeaus weiterfahren. Gnadenlos ziehen sie an mir vorbei und schneiden knapp vor mir rechts rüber.
So eine Abzweigung ist hier ähnlich wie eine Autobahnausfahrt. Ein paar Mal war ich nah dran Bekanntschaft mit einer Stoßstange zu machen.
Weiter, immer weiter, ich denke nur, hoffentlich Ende ich nicht hier auf der italienischen Landstraße.
Dann ein Schild, hoch oben.
Willkommen Venezia

Ich halte an, lehne mein Rad an die Leitplanke, der Verkehr saust in Zentimeter Abstand vorbei, ich will unbedingt ein Foto machen.

Weiter. Bald haben wirs geschafft. Dann plötzlich öffnet sich der Blick, ich sehe Meer, einen langen Damm und ganz weit hinten Venedig.

Wir heben die Bikes über die Leitplanke auf den Fahrradweg. Wir gratulieren uns.
Gemütlich fahren wir den Damm entlang, ich kann es noch gar nicht fassen das wir jetzt hier fahren.

In der Stadt angekommen schlagen wir die Richtung zum Fährhafen ein. Der ist gleich neben dem Damm.
Dort suchen wir eine Gelegenheit nach Lido mit der Fähre zu fahren. Nochmal diese Strecke zurückfahren, dazu haben wir keine Lust.
Es gibt keine Ticketstuben. Günter fährt direkt auf die Fähren zu, und an der Schranke kann er dann ganz einfach die Karte kaufen, wie bei uns Zug fahren.
Eine halbe Stunde später sitzen wir schon auf dem Schiff.
Langsam gleitet die Prachtfront Venedigs an uns vorbei. Wir sehen alles. Die Kirchen, Schlösser, Brücken, Marcusplatz und Dom. Ohne Stress und Menschenmassen, einfach toll.

In Lido dauert es eine Weile bis wir herausfinden wo und wann eine Fähre nach Punta Sabbioni fährt. Wir fahren auf der Uferpromenade hin und her, dann sehe ich eine Autoschlange, an deren Ende ein Häuschen. Ich frage die Frau im Häuschen nach der Fähre. Sie sagt es geht erst um 17:50 Uhr die nächste. Wir haben 4 Stunden Zeit. Gleich in der Nähe setzen wir uns in einen Park auf eine Bank im Schatten und machen uns einen Salat aus Gurken Paprikaschoten und Thunfisch.
Dann dösen wir und warten.
Nachdem wir umgesetzt haben machen wir uns auf die Suche nach einen günstigen Camping Platz.
Der erste, Marina de Venezia ist zu teuer 19 Euro pro Mann. Beim dritten checken wir ein. Caming del Sole. 9 Euro pro Nase.

Tages km: 56,77
Fahrzeit: 3:18:41
Durchschnitt km/h: 17,14
Max km/h: 41,94

 Mittwoch den 04.07.2007 / 12. Tag

Wir werden heute Reiner treffen. Der Zufall hat es so gewollt das Bruder Nr.3 zur selben Zeit wie wir Urlaub ganz in der Nähe macht. Er ist mit seiner Frau Mona und Tochter Laura in Bibione.
Er wird uns mit seinem Motorboot in Caorle abholen, so sparen wir ein gutes Stück Straße mit dem Rad.
Um 10 Uhr checken wir am Platz aus und cruisen bei Sonne und Rückenwind los.
Wir kommen nur langsam voran, die Straße an der Strandmeile entlang ist teilweise schlecht zu fahren. Am rechten Fahrbahnrand stehen die Wurzeln der Bäume unter dem Teer heraus, ausweichen ist gefährlich da der Verkehr sehr knapp überholt.
Wir brauchen ewig bis wir erst einmal in Jesolo sind, es ist schon 12 Uhr und das ist noch nicht einmal die Hälfte der Strecke.
Dann verpassen wir auch noch eine Brücke zu überqueren, und müssen einen Damm entlangfahren der ins Landesinnere führt. Um halb eins stehen wir in der Sonne und wissen das wir niemals den vereinbarten Zeitpunkt um 1 Uhr einhalten können.
Günter ruft mit seinem Handy bei Reiner an und kündigt uns für 3 Uhr an.

Dann geben wir Gas, die Strecke ist jetzt besser ausgebaut und wir haben Rückewind.
Ich gehe auf SOL 3.
Ungefähr 10 km sausen wir so dahin dann macht die Straße eine Biegung und jetzt pfeift uns der Wind von vorne ins Gesicht. Ich muß auf SOL 2 gehen.
Die Sonne brennt gnadenlos auf den Helm, kein Schatten nur freies Feld.
Nach weiteren 20 km erreichen wir Caorle. Die Vororte sind ätzend. Betonwüsten. Appartment und Ferienanlagen, der Stein und Teerbelag ist aufgeheizt, es graust mir.

Als wir am Strand von Caorle ankommen fehlen uns erstmal die Worte. Es ist als ob wir in eine andere Welt kommen. Die ganze Strandmeile liegt in einem Bogen vor uns. Viele Sonnenschirme und Liegen und ebenso viele Leute.

Ein starker Wind bläst vom Meer, das Meerwasser kocht. Überall Bewegung, die Touristen verlassen in Scharen den Strand.
Wir radeln am Strand entlang und kommen an eine Lagune.
Günter sieht sofort Reiners Boot und da kommt er auch schon angelatscht. Wir freuen uns alle riesig uns zu sehen.
Aber schon müssen wir weiter, ein Unwetter zieht auf, der Wind hat sich gedreht und kommt vom Landesinneren. Schwarze Wolken ziehen bedrohlich näher.

Wir verstauen die Räder in Reiners Boot und schon düst er los.
Das Boot geht richtig ab, ich bin begeistert und überrascht wie schnell wir über das Wasser gleiten. Ich dachte wir müssen über das Meer fahren, stattdessen nimmt Reiner Kurs in die Lagune.
Er erklärt mir das man hier in einem riesen Netz von Wasserstraßen alle möglichen Touren unternehmen kann, und nach Wochen immer noch nicht alles gesehen hat.
Bis nach Venedig könnte man über die Lagunen fahren.
Nach ca. 20min. stirbt plötzlich der Motor ab.
Reiner wird ganz hektisch, versucht immer wieder mit dem Anlasser den Motor zu starten. Er springt an, aber nach 2 min. stirbt er wieder ab.
Wir treiben ans Ufer, halten uns an einem Ast fest. Günter denkt das zu wenig Sprit im Tank ist. Der Tankanzeiger steht aber auf viertel voll. Vielleicht stimmt er ja nicht.
Reiner hat zum Glück einen Reservekanister an Bord. Aber der Trichter fehlt. Günter bastelt einen provisorischen aus der Plastik Wasserflasche.
Nach dem auffüllen läuft das Boot wieder und wir nehmen Fahrt auf.

Kaum in Bibione angekommen fängt es zu regnen an.
Wir stellen uns im Klo Häuschen des Yachthafens unter und warten bis es nachlässt.
Als wir einigermaßen trocken fahren können, begeben wir uns zum nächsten Campingplatz. Wir checken gleich am benachbarten vier Sterne Platz ein. Die Dame an der Rezeption frägt erstmal beim Chef nach ob wir überhaupt bleiben dürfen. Nur zwei Nächte, da darf man schon froh sein wenn man als ordinärer bayerischer Radfahrer überhaupt sein Zelt hinstellen darf.

Letzendlich werden wir doch für würdig empfunden und dürfen uns einen Platz aussuchen.
Es regnet wieder uns wir müssen noch eine Weile in der Rezeption warten bis es aufhört. Günter fährt inzwischen mit Reiner zum Supermarkt und kauft Verpflegung für abends.
Beim Zeltaufbau friere ich mittlerweile richtig. Noch ein paar Bier mit Reiner dann nichts wie rein in den Schlafsack und aufwärmen.
Später gehe ich noch mit Günter auf ein Bier an den Strand.
Wir setzen uns auf eine Bank trinken unser Bier und ich rauche meine Zigarre,
Jetzt erst begreifen wir erst so richtig was wir geschafft haben.
Ein bißchen stolz können wir schon sein.

Tages km: 68,59
Fahrzeit: 3:55:06
Durchschnitt km/h: 19,13
Max km/h: 40,52

Donnerstag den 05.07.2007 / 13. Tag

Um halb zwölf treffen wir Reiner am Steg auf einen Ausflug mit seinem Motorboot.
Er fährt die Strecke nach Caorle übers Meer.
Als er die letzte Boje passiert hat gibt er mal so richtig Gas. Es ist herrlich so übers Wasser zu flitzen, man fühlt sich so richtig frei. Wir genießen es in vollen Zügen.
Er schwenkt bei voller Fahrt in die Kurve, und ich denke jetzt müssen wir auf jeden Fall umkippen, aber das Boot fliegt regelrecht schräg übers Wasser. Ich staune.
In Caorle fährt er wieder in die Lagunen. Reiner zeigt uns die Gegend. Es ist erstaunlich welch unberührte Natur man hier im Hinterland vorfindet, ohne Boot kann man das nicht erschließen.
Wir ankern an einer abgelegenen Stelle im Schilf. Ein paar Angler befinden sich ebenfalls in der Nähe.
Reiner hat eine Kühlbox mit Getränken und einer feinen Brotzeit dabei.
Wir bleiben lange vor Anker trinken ein paar Bier und unterhalten uns. Die Sonne scheint Reiner nichts auszumachen er ist braungebrannt und  hat sich in den zwei Wochen schon an die Hitze gewöhnt. Ich muß mich mit Hut und Shirt schützen sonst bekomme ich einen Hitzschlag.
Ich und Reiner springen ins Wasser und kühlen uns ab. Erst jetzt merken wir das hier eine ziemliche Strömung ist von den Gezeiten.
Danach lässt Reiner mich ans Steuer und ich fahre durch die Lagunen, Das Bootfahren ist schnell gelernt. Die Gefahren hier unterschätzt man aber genauso schnell. Wenn Reiner mir nicht sagen würde wo ich fahren muß würde ich gnadenlos auf Grund laufen. Nur an den Markierungen kann man die Fahrrinne erkennen.

 Klick auf das Bild um das Video zu sehen.

Freitag den 06.07.2007 / 14. Tag

Reiner lässt sein Boot aus dem Hafen kranen, und wir verstauen die Räder darin. Dann fährt er uns nach Venedig und wir fahre mit dem Zug um 13:33 Uhr nach München.

 

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